CARSTEN KRÖGER (Holinger AM) Mitte Juni 2017 kam der italienische Baukonzern Astaldi mit einer Wandelanleihe über nominal 140 Mio.€ an den Markt – mit 4,875% Coupon und Laufzeit bis 2024. Zusätzlich erhielt der Anleihengläubiger ein Put-Recht nach fünf Jahren. Mit dem Emissionserlös wurde der ausstehende Wandler Astaldi 4,5% 2019 rund 2 Punkte über dem bestehenden Marktpreis zurückgekauft. Darüber hinaus ist das 1929 in Rom gegründete Traditionsunternehmen, das vor allem für Verkehrsprojekte bekannt ist, dem Kapitalmarkt vertraut, denn bereits 2013 wurde eine Anleihe über 750 Mio.€ begeben, die bis 2020 läuft und einen Coupon von 7,125% bietet.
Anfang November 2017 gab das Unternehmen dann aber sehr schwache Zahlen für das dritte Quartal bekannt. Schlimmer noch: Neben einem Anstieg der Nettoverschuldung auf 1,39 Mrd.€ musste Astaldi wegen der Zahlungsunfähigkeit Venezuelas dortige Forderungen über 230 Mio.€ abschreiben und kündigte eine stark verwässernde Kapitalerhö- hung um 200 Mio.€ an, um Kreditfälligkeiten verlängern zu können. Nach diesem Schock verlor die Aktie innerhalb von drei Wochen zwei Drittel an Wert, auch der Kurs der Wandelanleihe fiel 60%. Für Astaldi spricht, dass die Gründerfamilie die Kapitalmehrheit (52%) hält und im Verwaltungsrat sitzt. Im Gegensatz zu Steinhoff informierte Astaldi den Markt umgehend über geplante Massnahmen, und der Grossaktionär bekräftigte volle Unterstützung. Neben der Kapitalerhöhung sind die Begebung weiterer Finanzinstrumente über 200 Mio.€, der Verkauf von Unternehmensteilen (Konzessionsgeschäft) sowie die Neuverhandlung bestehender Covenants mit den Banken vorgesehen.
Inzwischen hat Astaldi von den Banken eine weitere Kreditlinie über 120 Mio.€ erhalten. Ob die nächsten Schritte zur Sanierung gelingen, bleibt abzuwarten. Immerhin kamen weitere Aufträge herein, Analysten schätzen den derzeitigen Auftragsbestand auf 26 Mrd.€. Aktie und Wandelanleihe haben sich von den Tiefständen deutlich erholt. Die Wandelanleihe rentiert aber immer noch mit 17% p.a., was das hohe Risiko zeigt. Sollte die Kapitalerhöhung gelingen, wäre eine weitere Erholung des Wandlers vorstellbar.