Vor knapp drei Jahren hat der in Essen ansässige deutsche Chemikalienhändler Brenntag eine Wandelanleihe über 500 Mio. $ mit Laufzeit bis 2022 und einem Coupon in Höhe von 1,875% emittiert. Die Anleihe selbst ist nicht geratet, doch die Bonität der emittierenden niederländischen Brenntag Finance wird von Moody’s mit Baa3 eingestuft.
Seit der Emission konnte die zugrundeliegende Aktie nicht voll überzeugen, bis heute rentierte sie rund 7% (in Euro). Die Wandelanleihe baute Prämie ab, begeben wurde sie zunächst mit 45%, derzeit sind es noch 30%, während die Rendite derzeit 2,25% p. a. beträgt. Damit könnte sie zu einer interessanten Beimischung werden, denn das Geschäftsmodell des Essener Traditionsunternehmens, die Chemiedistribution, hat einige interessante Aspekte. Brenntag hat eher spätzyklischen Charakter und erscheint recht Konjunktur­ unabhängig. Das Handelsunternehmen ist weltweit tätig und breit diversifiziert. Da der überwiegende Teil der Produkte kundenspezifisch gefertigt wird, teilweise aus verschiedenen Bestandteilen gemischt, ist die Preistransparenz eingeschränkt.
Der Markt ist global noch sehr fragmentiert mit über 10 000 Wettbewerbern, legt aber kaum noch zu, sodass Brenntag als Marktführer auch durch Übernahmen wächst. Hierzu werden im Jahr rund 200 bis 250 Mio.€ des freien Cashflows für fünf bis sechs meist kleinere Akquisitionen aufgewendet. Zusätzlich strebt man 4- bis 6% iges organisches Ebitda- Wachstum pro Jahr an. Nach einer Phase, in der Brenntag die organischen Expansionsziele nicht ganz erfüllen konnte, was zu der Seitwärtsbewegung führte, signalisiert das Unternehmen nun, auf den alten Wachstumspfad zurückkehren zu wollen. Dabei hebt es die Stabi­lität seines Geschäftsmodells hervor, das auch während der Bankenkrise vor zehn Jahren stabile Zahlen geliefert habe.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Aktienmarktkonsolidierung könnten die Qualitäten Brenntags damit wieder mehr Wertschätzung erfahren. Analysten trauen dem Unternehmen auf Ende 2019 ein 7%iges Ebitda-Wachstum bei 5% Umsatzwachstum zu, die Schätzungen haben sich dabei im letzten Jahr ständiger höht.
CARSTEN KRÖGER, Holinger AM

page1image5777360page1image5777568page1image5777776

Bericht herunterladen